Gleich gegenüber von Mannheim liegt das kleinere und gemütliche Ludwigshafen. Die Stadt ist keine 200 Jahre alt und ich hatte während meiner Recherche den Eindruck, dass keineswegs klar war, dass aus dem Bereich um Ludwigshafen tatsächlich mal eine Stadt wird! Als erstes wurde vor rund 400 Jahren die Mannheimer Rheinschanze durch den Kurfürsten erbaut und diente als Brückenkopft zur Festung Mannheim. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde das Gebiet dem Bayerischen Königreich zugeschlagen und nach einer gewissen Zeit wurde ein künstlicher Hafen und eine Handelsniederlassung erbaut. Diesen wurde zu Ehren König Ludwigs von Bayern der Name Ludwigshafen gegeben.
Da die Stadt noch relativ jung ist, gab es für mich und meine Freundin nicht so viele Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, wie wir es von anderen Städten gewohnt waren. Dennoch haben wir einen sehr angenehmen Aufenthalt in Ludwigshafen gehabt. Die Stadt wirkte auf uns bodenständig und entspannt und wir haben viele freundliche Menschen getroffen.
BASF – Weltkonzern und Dominanz in der Stadt
Spricht man von Ludwigshafen, wird man in einem Atemzug BASF nennen. Das Unternehmen ist der weltgrößte Chemiekonzern und betreibt den größten zusammenhängenden Chemiestandort der Welt. Die Badische Anilin- und Sodafabrik wurde ursprünglich im benachbarten Mannheim (Stadtteil Jungbusch) gegründet, ist aber eine Woche nach Gründung nach Ludwigshafen gezogen. BASF war lange Zeit teil der I.G. Farben, welche in den Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde und ein Zusammenschluss von BASF, Bayer und Agfa war. Die I.G. Farben wurde gegründet um der weltweiten Konkurrenz Paroli bieten zu können. Sie löste sich 1952 auf. BASF engagiert sich in Ludwigshafen sehr für die Stadt und ist ein angesehenes Unternehmen mit hohen sozialen Standards.





BASF – Gesellschaftshaus

BASF – Denkmal Amoniakofen
BASF – Weinkeller



BASF – Feierabendhaus
Sehenswürdigkeiten – Gebäude und Bauwerke
Herausragend in der Stadtsilhouette sind die 2 riesigen Pylonenbrücken. Eine Pylonenbrücke führt über den Rhein und verbindet Ludwigshafen mit Mannheim mit einer Bundesstraße. Auf der Ludwigshafener Seite befindet sich ein weit verzweigtes Netz an Hochstraßen, welche ich so nur in US-Spielfilmen oder neuerdings in chinesischen Millionenmetropolen gesehen habe. Wir haben uns auf ein Parkdeck gestellt und ich habe versucht ein Panorama zu erstellen. Ich glaube, ein höherer Standpunkt hätte das verzweigte Hochstraßennetz besser darstellen können.

Die andere Pylonenbrücke führt interessanterweise direkt über den Hauptbahnhof! Es ist ebenfalls eine Bundesstraße und wir konnten ein schönes Panorama vom Sonnenuntergang machen. Der Bahnhof selbst ist eine Mischung aus Keil- und Turmbahnhof und galt beim Bau in den 60ern als einer der modernsten Bahnhöfe Europas. Mittlerweile spielt der Hauptbahnhof eine untergeordnete Rolle, aber dieses verzweigte Netz an Schienen und Bundesstraße ist ein wirklich interessantes Fotomotiv!


Ein weiteres modernes Gebäude und Blickfang am Rhein ist die Rheingalerie. Es ist ein Einkaufszentrum, wie man es mittlerweile in vielen Großstädten vorfindet.


Ein Wahrzeichen der Stadt ist das Rathaus-Center. Es ist natürlich ein Rathaus und ein Einkaufszentrum. Von ganz oben soll man eine tolle Aussicht haben. Wir waren allerdings an einem Sonntag da und haben somit die Öffnungszeiten verpasst.

Am Berliner Platz befindet sich das Faktorhaus und links daneben eine große S-Bahn-Haltestelle. Der Berliner Platz ist für den öffentlichen Nahverkehr und für verschiedene Veranstaltung ein wichtiger Ort.

Das Prinzregent-Theater ist bekannt dafür, Stücke in Pfälzer Mundart aufzuführen.

Interessant an der Lutherkirche ist, dass nur noch der Turm nach dem Krieg erhalten blieb. Dieser wird heute gastronomisch genutzt.


Eine Marke im Stadtbild ist der Rolleswasserturm. Er wurde als Oktogon gebaut und fasst bis zu 2,3 Mio Liter Wasser. Er wurde als Bunker und anschließend als Hotel genutzt und ist mittlerweile ein Kulturzentrum.

Etwas außerhalb des Zentrums befindet sich der Stadtteil Oggersheim – die Heimat des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl. Im Moment ist die Person des ehemaligen Bundeskanzlers umstritten, daher konnte ich nichts finden, was an ihn erinnert. In Oggersheim befindet sich aber das Schillerhaus. Dort hat Schiller einige Zeit seines Lebens verbracht.


Außerdem haben wir die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt besucht, eine Saalkirche mit frühklassizistischen und barocken Elementen.


Wir schlenderten oder fuhren durch die Stadtteile und es ist uns aufgefallen, dass viele Wohnhäuser hölzene Fensterläden besitzen. Das fanden wir sehr schön und es passt auch sehr schön zu den Häusern! Die meisten Wohngebäude befinden sich in der Nähe zu BASF. Meine Vermutung ist, dass es alte Arbeiterhäuser gewesen sind, aber ich konnte keine Hinweise finden.



Zu guter Letzt haben wir interessanten, modernen Wohnbau direkt am Rhein entdeckt! Ich finde, in diesem Stadtteil lässt es sich auch gut leben.

Kulinarisches



Ludwigshafen selbst hat keine eigene Spezialität, aber ein Traditionslokal, in dem ich Mayer’s Brau Werk Bier – älteste Brauerei der Pfalz – probierte und Helmut Kohls Lieblingsgericht: Saumagen. Das Lokal heißt Maffenbeier und ist eines der ersten Gasthäuser dieser Industriestadt gewesen.
Kunst, Kultur, Parks
Auf der Ludwigshafener Rheinseite konnten wir sehr schön spazieren gehen und ein wenig entspannen. Im unteren Bild ist der Platz zu sehen, wo sich einst die Mannheimer Rheinschanze befand. In etlichen Kriegen zerstört und wieder aufgebaut exisitiert sie heute nicht mehr. Lediglich ein Denkmal aus Stahl erinnert noch daran.


Die Parkinsel im unteren Bild ist ein Stadtpark und Naherholungsgebiet. Streng genommen ist sie eine Halbinsel, da sie mittlerweile mit einem Damm am Festland verbunden ist. Die Parkinsel ist bekannt für ihre Platanenalle und für einen Schwarm von Papageien, die dort erstaunlicherweise leben!

Der Ebertpark ist einer der bedeutendsten innerstädtischen Parks in dem auch das Parkfest statt findet – das größte Volksfest von Ludwigshafen.

Am Berliner Platz steht der Pfalzbau – ein großer Konzert- und Theaterbau, welcher auch für viele andere Veranstaltungen genutzt wird. Auf dem Platz befindet sich auch die Pfalzsäule.



Ganz in der Nähe befindet sich das Wilhelm-Hack-Museum. Dort können viele bedeutende moderne und zeitgenössische Kunstwerke besichtigt werden. Besonders ist das Fassadenbild von Joan Miró. Es gehört zu den größten Werken des katalanischen Künstlers.

Im Museum haben wir eine kleine Kaffeepause eingelegt und ich nutzte die Gelegenheit und fragte den freundlichen Barista nach seiner Stadt. Es war eine äußerst angenehme Begegung! Wir haben mit dem Barista alles mögliche auch außerhalb meines Interviews bequatscht und er erzählte, dass er ab und an auf Messen in Hannover sei. Ich gab ihm einen Tipp, wo er in Hannover eine gute Kaffeebar besuchen könnte, wenn er mal bei uns ist.
- Erzähle / Erzählen Sie mir das Erste, was Dir / Ihnen über deine / Ihre Stadt einfällt. Tourismus? Steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Industrie! Wir haben die BASF!
- Was ist Dein / Ihr Lieblingsort und warum? Ich bin gerne im Maudacher Bruch – einem schönen Naturschutzgebiet wo man toll entspannen kann. In der Nähe befindet sich auch der Weiher Melm, wo man schön baden kann und von dort aus ist es nicht weit zur Gaststätte des WSV, welche auf einem Damm zwischen zwei Weihern steht. Total idyllisch. Insbesondere, wenn die Sonne untergeht.
- Was sollte man als Tourist unbedingt gesehen haben? Die Parkinsel mit seiner Schneckenbrücke. Die Keramikfassade des Wilhelm-Hack-Museums. Das BASF-Besuchermuseum. Das Verkehrskreuz um den Hauptbahnhof.
- Was ist typisch für Deine / Ihre Stadt? Die Ludwigshafener haben eine rustikale, ehrliche und direkte Art die Dinge anzugehen. Es ist eine Arbeiterstadt und unser Verhältnis zu Mannheim läßt charakterisieren wie ein Vergleich zwischen New York und New Jersey. Das Maffenbeier ist ein typisches Lokal unserer Stadt.
- Was wünscht Du Dir / wünschen Sie sich für Deine / Ihre Stadt? Ein wenig mehr Ausgehkultur täte der Stadt gut! Die meisten Menschen fahren nach Mannheim oder Heidelberg. Ich wünsche mir auch eine belebtere Innenstadt; mehr Bummler. Auch das Konzept der Pop-Up-Bars findet ich toll. Davon könnte es auch mehr geben.
In der Nähe des Museum befindet sich die Skulptur “Endlose Treppe”. Die Skulptur stellt das Prinzip Hoffnung des Philosophen Ernst Bloch dar.

Sehr auffällig ist der Ring des Seyns am Klinikum. Es wurde vom japanischen Konzeptkünstler Kazuo Katase entworfen und hat eine philosophisch-humanistische Bedeutung.

Sport
Die Stadt hat in der Vergangenheit in einigen Sportarten herausragende Leistungen erbracht! Der Ludwigshafener Ruderverein hat viele Sportler gestellt, die in der Geschichte der Olympischen Spiele etliche Medaillen errungen haben und auch bei Weltmeisterschaften und nationalen Wettbewerben immer oben mit dabei waren.

National und international erfolgreich ist der RSC Ludwigshafen-Friesenheim e.V., welcher eine eigene Außenradrennbahn betreibt.



Die Ludwigshafener Ringer Claudio, Pasquale und Thomas Passarelli und Wilfried Dietrich – der Kran von Schifferstadt – waren Kophäen ihres Sports und manch einer gewann einige olympische Medaillen.
So mein liebes Ludwigshafen,
da waren wir nun bei dir und haben einen entspannten Sonntag gehabt. Mir gefiel deine schnörkellose, bodenständige und dennoch entspannte Art. Insbesondere habe ich an diesem Tag nur freundliche und sehr offene Menschen angetroffen! Ob deine Bewohner immer so sind? Bestimmt! Jedenfalls komme ich dich gerne wieder besuchen, um leckeren Saumagen zu probieren oder mir die BASF ein wenig genauer anzuschauen. Schließlich war ich nicht im Besucherzentrum.
Vielen Dank an dich und alles Liebe!