Nach meinem wundervollen Flensburgaufenthalt hatte ich wieder Lust eine weitere Stadt zu erkunden und kennen zu lernen. Es ist Sommer (obwohl dieser Sommer seinen Namen nicht wirklich verdient hat) und die Tage noch lang, so dass ich die Gelegenheit eine Stadt zu erkunden nutzen wollte. Meine Wahl fiel diesmal auf das sehr nahe Hildesheim. Besonders war, dass mir die Stadt garnicht so unbekannt ist, da meine Freundin hier lebt und ich schon viele Attraktionen kenne! Neu war somit für mich alle Attraktionen geballt an einem Wochenende zu erkunden.
Mein bisheriger Eindruck von Hildesheim als ruhige und angenehme Stadt hat sich an diesem Wochenende bestätigt. Ich halte diese Stadt für sehr lebenswert und entspannt und denke, dass die Hildesheimer, wenn sie zur Abwechslung mal Hektik und Trubel haben wollen, einfach in die nahen Städte Braunschweig und Hannover fahren und sich dann freuen, wieder heim zu kommen.
Kirchen und UNESCO-Weltkulturerbe
Im 9. Jahrhundert gegründet ist Hildesheim eine der ältesten Städte in Norddeutschland. Von Anfang an war Hildesheim ein Bistum und ist heute noch bekannt als eine katholische Hochburg im östlichen Niedersachsen. Dass Religion schon immer eine größere Rolle gespielt hat in dieser Stadt beweisen 2 Kirchengebäude, welche in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurden. Der Hildesheimer Dom wurde bereits zur Stadtgründung gebaut und hat sich natürlich im Laufe der Jahrhunderte verändert und vergrößert. Im Innenhof befindet sich der 1000-jährige Rosenstock – das Wahrzeichen der Rosenstadt. Zum Zeitpunkt meines Besuchs blühten keine Rosen. Im Inneren des Doms befindet sich die über 1000 Jahre alte, bronzene Bernwardstür mit Darstellungen der Heilsgeschichte.






Einige Minuten fußläufig entfernt befindet sich bereits die St. Michaeliskirche – ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe. Nur geringfügig jünger als der Dom, ist sie eine der wenigen Simultankirchen in Deutschland. Das heißt in diesem Fall: Die Krypta wird katholisch genutzt und das Langschiff evangelisch-lutherisch. Nebenan befindet sich der fast 800 Jahre alte Magdalenengarten. Mittlerweile ein barocker Garten, diente er früher den Nonnen des Magdalenenklosters als Obst- und Gemüsegarten. Es ist ein schöner Garten, der zum Entspannen einlädt. Besonders an der Anlage sind das Rosenmuseum, ein kleiner Weinberg mit Rebstöcken der Sorte Müller-Thurgau und ein Insektenhotel.









Die Basilika St. Godehard ist eine weitere wichtige Kirche der Stadt. Sie ist mit dem päpstlichen Wappen gekennzeichnet und gilt somit als Kirche mit besonderer Bedeutung für die ganze geografische Umgebung. Falls der Papst mal zu Besuch sein sollte, wird er wohl hierhin zuerst gehen.

Der höchste Kirchturm Niedersachsens mit 114,5 m ist der Turm der St. Andreaskirche am Andreasplatz. Er ist von der Höhe an 33. Stelle weltweit und somit höher als St. Pauls in London! Die Kirche ist ebenfalls fast 1000 Jahre alt.


Etwas jünger ist die Jakobikirche in der Innenstadt nahe des historischen Marktplatzes. Sie wird natürlich weiterhin als Kirche genutzt, ist aber zusätzlich ein Zentrum für Literatur und Kultur.

Die Besonderheit der Heilig-Kreuzkirche ist ihre wechselvolle, fast 1000-jährige Geschichte. Sie hat viele Umbauten erfahren und Keimzelle ihres Baus war wohl eine Toranlage einer Stadtmauer!

Die lebenswerte Neustadt
Eigentlich sieht sie eher aus wie eine Altstadt, aber historisch gesehen befindet sich die Altstadt am Andreasplatz und am historischen Markt. Man könnte sagen, dass bis zum Jahr 1806 zwei Hildesheim existierten, denn die Altstadt und die Neustadt waren zwei eigenständige Gemeinwesen und sogar durch eine Mauer getrennt. Dann kamen die Preussen und beide Städte wurden vereint. Die Neustadt besticht durch viele Fachwerkbauten, an denen oft Rosenstöcke wachsen, und einige der ältesten Gebäude der Stadt. Die Neustadt wird im Süden vom Kehrwiederwall begrenzt.












In der Neustadt befindet sich der Kehrwiederturm. Er ist der letzte erhaltene von vier Wehrtürmen der ehemaligen Stadtmauer und wird heute vom Kunstverein Hildesheim genutzt.





In der Neustadt befindet sich die denkmalgeschützte Domprobstei. Sie war Amtssitz des Stadtherrn der Neustadt und dient mittlerweile den Freimaurern als Loge.


In der ehemaligen Großvogtei befindet sich mittlerweile das Niedersächsische Landesamt für Lehrerbildung und Schulentwicklung.

Das Waffenschmiedehaus wurde 1548 erbaut und ist das älteste Fachwerkhaus der Stadt. Es hat den Krieg unbeschadet überstanden und ist noch heute bewohnt.

Ein weiteres, sehr hübsches Fachwerkhaus in der Neustadt ist das 1606 erbaute Wernersche Haus mit seinen reichen Verziehrungen.

Altstadt und andere historische Gebäude
In Hildesheim empfehle ich unbedingt den Besuch des historischen Marktplatzes! Nicht umsonst wird die Stadt „das Nürnberg des Nordens“ genannt. Dort befinden sich nahezu die Hälfte aller historischen Gebäude der Stadt, viele Cafés und Restaurants und regelmäßige Märkte. Gegen Ende des Krieges wurde Hildesheim fürchterlich zusammen gebombt, aber die Hildesheimer entschieden sich glücklicherweise dazu, ihren historischen Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden so originalgetreu wie möglich wieder aufzubauen.

Eines der am schönsten bezeichneten Fachwerkhäuser der Welt und meiner Meinung nach bekanntesten Häuser der Stadt, ist das Knochenhaueramtshaus. Es wurde 1529 als Gildehaus der Fleischer erbaut. Heute befinden sich dort ein Restaurant und das Stadtmuseum.


Direkt nebenan steht das nicht minderhübsche Bäckeramtshaus. Bereits 1451 erbaut diente es den Bäckern als Gildehaus. Heute befindet sich dort ein Café.

Kaum zu übersehen ist das Rathaus der Stadt mit seinem Glockenspiel.

Vor dem Rathaus steht der Rolandbrunnen.

Um 1350 wurde das Tempelhaus errichtet. Der historische Zweck des Gebäudes ist eigentlich unklar. Es herrscht die Meinung, dass es als Synagoge diente. Heute befindet sich dort die gut ausgestattete Tourist-Info der Stadt.

Ein sehr schönes, zum Glück wieder errichtetes Fachwerkhaus, ist das Wedekindhaus. Ursprünglich 1598 erbaut, diente es als Wohn- und Geschäftshaus einer Hildesheimer Patrizierfamilie.

Im Lüntzelhaus (links) von 1755 und im Rolandhaus (rechts) von 1769 befindet sich mittlerweile ein regionales Finanzinstitut.

Weitere historische, nach dem Krieg wiederaufgebaute, Fachwerkhäuser sind das Wollenwebergildehaus…

…das Rokokohaus…

,,,und die Stadtschenke.

Der umgestülpte Zuckerhut ist ein altes Fachwerkhaus von 1510, welches im Krieg zerstört und 2009 rekonstruiert wurde. Es zeichnet sich insbesondere durch seine außergewöhnlichen Auskragungen aus. Die Erdgeschossfläche ist wesentlich kleiner als die Flächen der darüber liegenden Geschosse. So konnte man aus einem kleinen Grundstück mehr Fläche heraus holen. In dem Gebäude befindet sich heute eine Kaffeerösterei.


Zwischen den Kirchen St. Michaelis und St. Andreas befindet sich die Fassade des 1587 erbauten Kaiserhauses. Nach der Bombardierung im Krieg blieb lediglich die Fassade mit den Portraits römischer Kaiser und anderem Fassadenschmuck übrig.

So wie viele Städte besitzt Hildesheim einen Bismarckturm. Er befindet sich nahe des Galgenbergs.

Die Burg Steuerwald an der nördlichen Stadtgrenze ist ca. 800 Jahre alt und diente als Schutz- und Trutzburg gegen die Hildesheimer Bürger. Heute wird sie als Reithof genutzt.




Die Marienburg im Süden der Stadt ist das Gegenstück dazu! Heute wird die Burg von der Universität genutzt. Außerdem befindet sich auf dem Gelände ein tolles Café mit einem sehr leckerem Kuchenbuffet.


Die „Einzigartigkeiten“ der Stadt
Ein Beweis dafür wie weit Römische Bürger und Legionäre im damaligen Germanien vorgedrungen sind, ist der Hildesheimer Silberfund. Vor gut 2000 Jahren vergraben, fand ein Kanonier des Hannoverschen Infantrieregiments im Jahr 1868 den Silberschatz. Der Schatz wird im Staatlichen Museum zu Berlin ausgestellt. Heute erinnert am Fuße des Galgenbergs ein Denkmal daran.

In Hildesheim befindet sich der Weltmarktführer der Tragschrauberhersteller AutoGyro. Er befindet sich am Hildesheimer Flugplatz.

Ebenfalls am Flughafen findet alljährlich eines der größten Alternativ- und Gothicfestivals statt. Das Mer’a Luna. Zufällig war ich an diesem Wochenende in Hildesheim, aber ich konnte lediglich klitzekleines Foto vom Haupteingang knipsen. Leider habe ich auf die Schnelle kein Plakat ablichten können.

In Hildesheim gibt – bzw. gab es – das weltberühmte Weihnachtspostamt im Stadtteil Himmelsthür. Das Amt selbst wurde vor einigen Jahren geschlossen, dennoch können große und kleine Kinder ihren Wunschzettel weiterhin an folgende Adresse schicken: An den Weihnachtsmann, Himmelsthür, 31137 Hildesheim. Ich habe mal das ehemalige Postgebäude fotografiert.

Das Roemer- und Pelizaeusmuseum ist weltweit bekannt für seine Altägyptensammlung, Altperusammlung und die beachtliche Sammlung von chinesischem Porzellan.

Die Hildesheimer Allgemeine Zeitung ist übrigens die älteste Tageszeitung Deutschlands.

Der Huckup ist eine Hildesheimer Sagengestalt. Sie symbolisiert das schlechte Gewissen eines Menschen, welches ihm „auf den Rücken springt und das Leben erschwert“. Das Denkmal steht in der Fussgängerzone an der Schuhstr.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Oskar Schindler in Hildesheim. Die Stadt stellte ihm an der Alfelder Str. ein Denkmal auf.

Am westlichen Rande des Zentrums fließt die Innerste an der Bischofsmühle vorbei. Dort gibt es ein Wehr und eine Wildwassersportanlage.

In Hildesheim befindet sich der Verein OlympiaCamp. Seit 2003 setzt sich der Verein dafür ein, Kinder und Jugendliche an viele Sportarten heranzuführen und wurde dafür 2009 mit dem Preis „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Die Zentrale befindet sich am östlichen Rand des Zentrums.

Wie bereits erwähnt, ist Hildesheim die Rosenstadt. An vielen Häuserfassaden finden sich Rosenstöcke. Unbedingt sollte man auch darauf achten wo man hin tritt! Denn sonst könnte man die Rosenembleme übersehen, welche auf den Kulturweg – Auf der Rosenroute hinweisen, der an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei führt.







Das Center of World Music der Uni Hildesheim konserviert seltene und bedeutende Zeugnisse weltweitens Musikschaffens und beherbergt eine der größten Sammlungen vom Musikinstrumenten und Schallplatten Europas!


Der schöne Stadtteil Moritzberg
Im Westen der Stadt befindet sich der Stadtteil Moritzberg. Er besticht durch seine hügelige Lage, den vielen Fachwerkhäusern und seinen historischen Wohngebäuden. Ich finde, der Moritzberg ist ein sehr lebenswerter Stadtteil. Außerdem hat man an einigen Stellen tolle Ausblicke über Hildesheim.















Einige noch viel atemberaubendere Aussichten habe ich westlich vom Moritzberg auf dem Panoramaweg erhalten. Dort konnte ich bei guter Sicht sogar den Brocken im Harz erkennen! Vom Panoramaweg lässt sich nahezu das ganze Stadtgebiet erblicken. So ein Panoramaweg würde jeder Stadt gut tun.






In Hildesheim gibt (oder gab?) es das einzige feste Panflötenensemble Deutschlands namens SYRINXS. Leider konnte ich keine Anhaltspunkte dafür finden. Die erste elektromechanische Ortsvermittlungsstelle Europas stand hier und hat seinerzeit das Telefonieren organisiert. Mittlerweile steht das Gerät in einem Berliner Museum. Im April findet in Hildesheim das Akkuschrauberrennen statt, welches auch hier erfunden wurde. Dabei treten fahrende Geräte, die von Personen gesteuert und von Akkuschraubern angetrieben werden, gegeneinander an. Das würde ich mir gerne mal ansehen!
Hildesheim kulinarisch
Eine für mich immer sehr wichtige Angelegenheit bei meiner Tour100 ist die Frage nach den kulinarischen Spezialitäten. Glücklicherweise hat Hildesheim etwas, was es nur hier gibt! Der Hildesheimer Pumpernickel ist ein süßer Keks und wird ganzjährig, aber besonders zur Weihnachtszeit verkauft. Den Hildesheimer Pumpernickel kann man im Stadtcafé Beste kaufen.

Lecker herzhaft und süß essen kann man übrigens in Antik-Café Pfannkuchenhaus.

Sehr lecker schmeckt mir das Craft-Bier der Hildesheimer Braumanufaktur (Bild folgt weiter unten). Außerdem habe ich mir im Feinkostgeschäft Schlegel die nur in Hildesheim erhältlichen Himmlischen Trüffel und den leckeren Hildesheimer Rosentee besorgt.

Im Feinkostgeschäft Schlegel hatte ich die Gelegenheit gehabt mit dem Paar, welches das Geschäft führt, über ihre Stadt zu sprechen und ihnen meine 5 ausgeklügelten Fragen zu stellen. Die Dame des Hauses stand mir Rede und Antwort.
- Erzähle / Erzählen Sie mir das Erste, was Dir / Ihnen über deine / Ihre Stadt einfällt. Hildesheim ist einmalig! Ich habe auch einige Jahre in anderen Städten gelebt und bin wieder hier her gezogen. Man kommt immer wieder gerne zurück! Die Stadt ist klein, gemütlich, hat alles, was man braucht und bietet eine entspannte Atmosphäre.
- Was ist Dein / Ihr Lieblingsort und warum? Der Magdalenengarten. Dort kann ich sehr gut abschalten.
- Was sollte man als Tourist unbedingt gesehen haben? Natürlich den historischen Marktplatz mit seinem Fachwerk und den einzigartigen Panoramaweg mit seiner außergewöhnlichen Aussicht. Außerdem bietet Hildesheim viele kleine Waldstücke und Seen zum spazieren.
- Was ist typisch für Deine / Ihre Stadt? Die vielen Rosen, der 1000jährige Rosenstock und die bedeutenden Kirchen.
- Was wünscht Du Dir / wünschen Sie sich für Deine / Ihre Stadt? Die Stadt soll weiterhin eine familiäre Atmosphäre bieten und ihr historisches Stadtbild wahren
Und das sind meine Mitbringsel:

Mein liebes Hildesheim,
nun kenne ich dich bereits eine ganze Weile und bin froh alles, was du zu bieten hast, an einem Wochenende gesehen zu haben! Ich kann jedem zustimmen, der dich für familiär und sehr entspannt hält und es freut mich, regelmäßig bei dir zu sein. 🙂 Ganz besonders gefallen mir die kurzen Wege zu allen deinen Sehenswürdigkeiten und die tollen Ausblicke vom Panoramaweg. Ich wünsche dir alles Gute und dass du weiterhin eine so gelassene Stadt bleibst.
Bis bald!