Nun ist es endlich vollbracht! Ich habe meine Tour nach Münster endlich wiederholt! Der interessierte Leser meines Blogs weiß, dass ich im Oktober 2016 schon einmal da war und einen echt miesen Tag hatte. Nachzulesen ist dieses Erlebnis unter: https://tour100.blog/2016/11/12/muenster-watn-katastrophentag/
Diesmal ist es toll gelaufen. Mein Opel hatte keine Panne und ich war mit meiner reizenden Freundin in der Stadt. Das Wetter hat zum Glück auch mitgespielt.
Die über 1200 Jahre alte Stadt ist bekannt für den Westfälischen Frieden, die vielen Studenten und die Masse an Fahrrädern. Das macht die Stadt so bewegt und dynamisch! Als Autofahrer habe ich mich leicht gestresst gefühlt bei den vielen Fahrradfahrern, welche insbesondere an der Promenade um den Stadtkern herum ihr Unwesen treiben.
Fahrradstadt
So denn fange ich als erstes mit diesem Thema an. Die Promenade ist eine ehemalige Befestigungsanlage, welche die Altstadt auf einer Länge von 4,5 km komplett umschließt und mittlerweile den Fahrradfahrern und Fußgängern vorbehalten ist. Man kommt auf dem Weg an vielen Plätzen, Parkanlagen und historischen Sehenswürdigkeiten vorbei.





Auf der Promenade befinden sich noch Relikte der alten Befestigungsanlage, wie der Wasserbär – ein spätmittelalterliches Wehr.

Die Engelenschanze, welche jetzt eine Parkanlage ist.

Der Zwinger wurde in der Vergangenheit als Festungsanlage und Gefängnis genutzt und ist mittlerweile ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude.

Der Buddenturm ist der älteste noch erhaltene Teil der ehemaligen Stadtbefestigung und war ein Wehrturm.

Fahrradfahrer trifft man aber überall in Münster. Manchmal steht ein ganzes Rudel sogar direkt an der Ampel! 🙂

Und selbstverständlich trifft man die Fahrradverrückten auch den Fahrradstationen am Bahnhof und in der Innenstadt!


Historisches Münster
Glücklicherweise liegen die meisten Sehenswürdigkeiten Münsters innerhalb der Promenade und lassen sich sehr entspannt zu Fuß erkunden. Dabei kommt man auch an vielen Restaurants vorbei, in denen lokale Spezialitäten angeboten werden! Darauf komme ich aber später noch zu sprechen.
Zum Glück haben sich die Münsteraner entschieden ihr Zentrum wieder aufzubauen, nachdem es im Krieg zerstört wurde. Der Prinzipalmarkt ist wunderschön anzusehen und es macht Spaß auf ihm zu flanieren. Früher die gute Stube der Stadt mit ihren Krämer- und Kaufmannsläden, ist der Prinzipalmarkt auch heute noch eine beliebte Einkaufsmeile.






Am südlichen Ende des Prinzipalmarktes steht der Stadthausturm. Das Stadthaus wurde im Krieg zerstört, aber der Turm blieb unversehrt.

Einige Meter weiter nördlich befindet sich bereits das historische Rathaus, in dem der Westfälische Friede geschlossen wurde. Leider sind wir nicht mehr reingekommen, da es nur bis 16 Uhr geöffnet hatte.

Gleich nach dem Prinzipalmarkt folgt im fließenden Übergang der Roggenmarkt. Er ist einer der ältesten Märkte der Stadt und ist rechts und links von mit Arkaden bestückten, alten Kaufmannshäusern gesäumt.

Geht man den Weg weiter, kommt man nach kurzer Zeit zum Fürstbischöflichen Schloss und dem Schlossplatz. Seit vielen Jahrzenten ist das Schloss Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität. Auf dem Schlossplatz findet übrigens 3 mal im Jahr der Jahrmarkt Send statt – die größte Kirmes im Münsterland.

Münster hat viele weitere historische Gebäude, wobei ich verpasst habe, den schönen Erbdrostenhof, ein barockes Adelspalais, abzulichten.
Im Süden der Innenstadt steht der Heeremann’sche Hof. Er ist der bedeutendste Renaissancebau in Münster.

Direkt gegenüber befindet sich das Pablo-Picasso-Museum am Picassoplatz.

In der Nähe des Schlosses befindet sich die Tuckesburg. Wahrscheinlich war sie ursprünglich der Rest einer mittelalterlichen Burg. Mittlerweile ist sie ein wirklich schönes bewohntes Gebäude!

Das Krameramtshaus oder auch Haus der Niederlande ist ein Zentrum der Forschung, welches sich mit dem niederländischen Sprachgebiet und seiner Beziehung zu Deutschland befasst. Es ist einzigartig in seiner Art in Deutschland.

Gleich nebenan befindet sich ein sehenswertes modernes Gebäude: Die Stadtbücherei

Westlich der Innenstadt findet man die Villa ten Hompel. Sie ist ist eine Gedenkstätte für Verbrechen von Polizei und Verwaltung in der Nazizeit.

Südwestlich von der Innenstadt am großen Aasee befindet sich eine richtig schöne Attraktion! Es ist das Museumsdorf Mühlenhof-Freilichtmuseum. Hier wird westfälische Lebenskultur aus vier Jahrhunderten präsentiert und man kann den Ort für verschiedenste Veranstatungen nutzen.
…
An der nordwestlichen Stadtgrenze haben wir das eindrucksvolle Haus Rüschhaus besichtigt. Es ist ein fast 300 Jahre alter Landsitz mit Parkanlage.

Wenige Kilometer weiter haben wir bei dieser Gelegenheit die Wasserburg Hülshoff besucht. Fast 600 Jahre war sie Stammsitz der Familie Droste zu Hülshoff und kann heute von der Öffentlichkeit gegen Eintritt besichtigt werden.



Große Kirchen gibt es in Münster auch! Dabei ragt der St. Paulus Dom am Domplatz hervor. Er ist ein Wahrzeichen der Stadt und ca. 900 Jahre alt. Es gab zwei Vorgängerbauten.


Zwischen Roggenmarkt und Prinzipalmarkt befindet sich eine weitere wichtige Kirche der Stadt: die Lambertikirche. Besonders ist, dass von 21 Uhr bis Mitternacht (außer Dienstags) halbstündlich eine Türmerin – seit 2014 Martje Saljé – zur vollen und halben Stunde ein Horn bläst. Das Amt besteht seit 1379. Außerdem hängen am Kirchturm drei Täuferkörbe in denen 1536 die drei Anführer des Täuferreichs von Münster nach Folterung eingesperrt und am Kirchturm aufgehängt wurden. Das Täuferreich von Münster existierte 5 Jahre und war ein radikal-reformatorisch geführtes Reich.

Die älteste Kirche Münsters ist die St. Mauritz Kirche.

Interessant ist auch die Diözesanbibliothek an der Überwasserkirche. Die Bibliothek ist eine der größten theologischen Bibliotheken Deutschlands.

Münsteraner Unternehmen
Der weltbekannte Skateboard- und Streetwearhersteller und europäische Marktführer Titus GmbH wurde in Münster gegründet. Im Shop in der Innenstadt und im Outlet kann man nach Herzenslust shoppen.


Eine der größten Lackhersteller dieser speziellen Branche ist die Firma Brillux. Es ist ein Traditionsunternehmen mit globaler Ausrichtung.

Im übrigen befindet sich in Münster das weltweit einzige Museum für Lackkunst! Es wird allerdings nicht von Brillux unterhalten, sondern von einer Tochterfirma von BASF.

Die Stadt ist ein Technologie- und Wissenschaftstandort. Bio- und Nanotechnologieunternehmen arbeiten im Technologiehof und im Zentrum Nanotechnologie.


Kultur, Relaxen & Sport
Beim Recherchieren fand ich heraus, dass die Münsteraner richtige Kinofans sind! Im Durchschnitt sehen die Münsteraner mehr Kinofilme pro Person, als in den meisten anderen Großstädten der Republik. Daher werden in Münster auch relativ viele Kinopremieren gefeiert. Lange Zeit hatte das Cineplex seinen Hauptwohnsitz in Münster. Das hiesige Cineplex ist eines der größten in Deutschland.

Das Schloßtheater im Kreuzviertel ist eines der ältesten Kinos in Münster und Heimat des ersten Filmclubs Deutschlands. Es steht unter Denkmalschutz.

Das Cinema und Kurbelkiste ist ein ganz besonderes Kino. Es ist nicht nur ein Programmkino, sondern richtet seinen Fokus insbesondere auf gesellschaftlich, politisch, künstlerisch und historisch relevante Filme. Es wurde mehrmals für sein Programm ausgezeichnet und ist – wenn man so will – eines der höchstdekorierten Kinos Deutschlands.

Kultur, Gastronomie und viele Kneipen finden man in Münster im Hafenviertel am Kreativkai. Nachdem die eigentliche Bedeutung des Binnenhafens stetig abnahm hat die Stadt es geschafft, den Hafen erfolgreich zu einem Vergnügungsviertel umzuwandeln.







Direkt neben dem Kran im obigen Foto steht das Wolfgang Borchert Theater am Kreativkai. Es ist eines der ältesten privaten Theater Deutschlands.

Münster ist eine unheimlich sportliche Stadt mit Sportlern, die herausragende Leistungen erbracht haben! Die Volleyball-Damen des USC Münster spielen in der 1. Bundesliga und sind Deutscher Rekordmeister.


Schon bei Olympia gewannen Ruderer aus Münster Medaillen. Sie haben sicher bei einem dieser Rudervereine gerudert: ARC Münster, RV Mümster und ARV Münster

Der Boxsport hat ebenfalls eine große Tradition in Münster. Die größten Vereine sind: Boxsportclub 23 und Telekom Post SV (leider keine Fotos).
In Münster wurde das Speckbrettspiel erfunden! Ist quasi wie Tennis nur mit einem doppelt so schweren Holzschläger. Ein Küchenbrett stand bei Erfindung Pate. Es ist wahrscheinlich die kleinste Randsportart der Welt. So weit ich weiß, wird Speckbrett nur noch in Berlin-Charlottenburg gespielt.



Lokale Spezialitäten und Gastwirtschaften
Ganz besonders habe ich mich in Münster über die Gastwirtschaften gefreut, welche überall traditionelle, lokale Spezialitäten anbieten. Letztes Jahr habe ich bereits das Gasthaus Leve besucht und habe dort das Töttchen (Innereien-Ragout) gegessen (siehe Bericht in diesem Blog). Außerdem habe ich damals in einer Bäckerei die Knabbeln (getrocknete Brotstücke) entdeckt. Diesmal war ich mit meiner Freundin im Großen Kiepenkerl am Roggenmarkt. Dort habe ich den Pfefferpotthast (Eintopf aus Rindfleisch und Zwiebeln) probiert. Dazu gab es das Heimatbier aus der hauseigenen Brauerei.



Zum Dessert gab es die Münsterländer Herrencreme.

Tags darauf waren wir im Kleinen Kiepenkerl nebenan und dort gab es dann Münsterländer dicke Bohnen.


Der Kiepenkerl ist übrigens eine Münsterländer Traditionsfigur. Früher wanderte er als Kleinhändler von Markt zu Markt und vertrieb Waren des täglichen Bedarfs. Zwischen den beiden Restaurants steht eine Statue des Kiepenkerls.

Es gibt eine Kiepenkerlbäckerei! Der Cappuchino und das Gebäck haben sehr lecker geschmeckt.

Weitere Gasthäuser sind das Stuhlmacher am Prinzipalmarkt und das Drübbelken in der nördlichen Innenstadt.


Zum Abschluß
Mein Interview mit meinen ausgeklügelten 5 Fragen habe ich selbstverständlich auch geführt. Ich war mit meiner Freundin im Kreuzviertel unterwegs und wir haben uns in einem größeren Kiosk etwas zu trinken besorgt. Dabei sind wir auf einen sehr freundlichen, offenen und eloquenten Kioskbesitzer gestoßen. Er ist Ausländer und stammt vermutlich aus dem vorderasiatischen Bereich. Gefragt habe ich ihn nicht. Unser Gespräch war sehr interessant und uns ist aufgefallen, wieviele Stammkunden in der relativ kurzen Zeit unseres Besuchs sein Geschäft besucht haben! Ich glaube seine Kunden lieben ihn. Er hat jeden sehr freundlich und zuvorkommend behandelt! *Gefällt mir* 🙂
- Erzähle / Erzählen Sie mir das Erste, was Dir / Ihnen über deine / Ihre Stadt einfällt. Münster ist für mich eine richtige Schönheit mit viel Grün und etlichen idyllischen Plätzen. Außerdem bekommt man recht schnell einen guten Überblick über die Stadt.
- Was ist Dein / Ihr Lieblingsort und warum? Das Kreuzviertel. Hier lebe und arbeite ich in meinem Kiosk.
- Was sollte man als Tourist unbedingt gesehen haben? Natürlich die schöne Promenade, die vielen Museen und idyllischen Wiesen. Außerdem werden momentan viele Skulpturen ausgestellt und selbstverständlich ist der Hafen sehr sehenswert!
- Was ist typisch für Deine / Ihre Stadt? Der typische Münsteraner und somit Westfale ist ein sehr konservativer Mensch und grundsätzlich etwas misstrauisch. Es gibt viele Beamte und wohlhabende Menschen. Ich beobachte auch einen gewissen Geiz.
- Was wünscht Du Dir / wünschen Sie sich für Deine / Ihre Stadt? Ich wünsche mir mehr Toleranz und ein friedliches Zusammenleben, mehr Bildung und Kultur und Menschlichkeit für alle.
Und dies sind meine Mitbringsel aus Münster! Bei Titus habe ich mir ein feines T-Shirt besorgt. Im Großen Kiepenkerl das Heimatbier und eine Dose Töttchen und in der Kiepenkerlbäckerei einen Mehrweg-Coffee-to-go-Becher. Im Supermarkt habe ich liba-Cola und liba-Limette entdeckt, welche in Münster hergestellt wird. Limette schmeckte uns ziemlich gut! Pumpernickel wurde in Westfalen erfunden und kam somit auch in den Einkaufswagen.

Mein liebes Münster,
war das schön und aufregend bei dir und ein zum Glück unfallfreier zweiter Besuch! 😀 Wir waren ein wenig erschlagen von den vielen Fahrradfahrern bei dir, aber finden auch, dass man mit dem Drahtesel überall sehr gut hinkommt. Deine Gastfreundschaft ist uns in besonders positiver Erinnerung geblieben. In den Restaurants wurden wir zuvorkommend behandelt und die Menschen, die uns eine tolle Unterkunft zur Verfügung gestellt haben, waren ebenfalls sehr freundlich und sympathisch! Mir gefiel ganz besonders, dass du deine kulinarischen Traditionen sehr aktiv lebst.
Alles Gute für dich und bis bald!